“Mit nur 20kg möglichem Reisegepäck und gut vier Stunden Verspätung flogen wir a endlich ab in unser großes Abenteuer nach Johannesburg, Südafrika.
Nach unserer Ankunft ging es dann gleich zur dreitägigen Bush-Camp-Tour. Dort haben wir einfach soo viele verschiedene Tiere aus der Nähe gesehen und die ganze Landschaft war auch einfach nur klasse- so wie man sich Afrika eben vorstellt. Einfach unbeschreiblich- sollte man auf jeden Fall selbst erleben!
Mit mulmigen Gefühl ging es schon am nächsten Donnerstag zurück nach Johannesburg zum Flughafen, wo die meisten von uns auch endlich auf ihre Gastfamilie trafen. Für mich hieß es dann, alleine nach Bloemfontein weiterfliegen. Auf dem Weg dorthin gingen mir ziemlich viele Fragen durch den Kopf. War das wirklich die richtige Entscheidung? Werde ich mich mit meiner Familie verstehen? Werde ich sie am Flughafen überhaupt erkennen?
Meine Gastfamily hat mich jedoch gleich nett begrüßt und wir haben uns eigentlich auch von Anfang an ganz gut verstanden, obwohl wir auf der anschließenden Fahrt nach Welkom, der Stadt, wo ich die nächsten drei Monate verbringen sollte, alle noch etwas zurückhaltend waren.
Gleich am nächsten Morgen ging ich zusammen mit meiner Gastschwester, Anna-Marie, auf meine neue Schule, dem Welkom Gimnasium, eine hauptsächlich Afrikaans-Schule. Ich fühlte mich wie bei meiner Einschulung, aufgeregt und unsicher. Die Schule war riesig und ich sah ungefähr 1000 fremde Leute, die alle Uniform trugen. Nachdem ich meine Fächer gewählt hatte( English, Afrikaans, Mathematics, Life Sciences, Economics, Life Orientation und Physical Sciences), wurde ich in meine englischsprachige Klasse gebracht, wo ich dann 40 mir fremden Gesichtern gegenüber stand. Alle meine neuen Mitschüler waren aber so nett und freundlich zu mir, dass es mir nicht schwer fiel, mich einzuleben.
In der folgenden Woche hatte ich dann auch meine Schuluniform. Ein gelbes Hemd, ein schwarzer Pullover, eine schwarze Krawatte mit gelben und roten Schrägstreifen, schwarzer Rock und schwarze Schuhe waren von da an fünf Tage die Woche zu tragen. Schmuck, Schminke, zu lange Nägel, Nagellack oder offene Haare waren verboten. Ich fand meine Schuluniform zwar nicht gerade schön, aber eigentlich war es im Nachhinein nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe.
Der Unterricht war verglichen mit unserem hier in Deutschland ganz anders: Es war entweder nur total streng oder, was meistens der Fall war, ziemlich chaotisch und wir konnten machen was wir wollten, uns unterhalten oder noch letzte Hausaufgaben abschreiben. Außerdem mussten wir uns jeden Morgen für ca. eine halbe Stunde klassenweise auf dem Schulhof aufstellen, wo uns wichtige Termine für den jeweiligen Tag mitgeteilt wurden und gebetet wurde. Zweimal die Woche, montags und freitags, gab es noch sogenannte Assemblies, wo wir uns wieder auf dem Schulhof versammelten und der Direktor meist eine Rede hielt, wir Lieder sangen und wieder beteten. Da beides jedoch auf Afrikaans abgehalten wurde, habe ich anfangs nur sehr wenig verstanden.
Überhaupt wurde Religion in meiner Familie, wie fast überall in Südafrika, groß geschrieben. Es gibt kaum jemanden, der nicht an Gott glaubt und so gut wie jeder geht jeden Sonntag in die Kirche. Auch ich bin oft mit meiner Gastfamilie mitgegangen und die Gottesdienste unterscheiden sich auch von den deutschen: Es wird viel mehr gesungen und es herrscht immer eine sehr gute Stimmung.
Nach ein paar Wochen hatte ich mich eigentlich ganz gut eingelebt, habe erste Freunde gefunden und mein Englisch wurde fließender und außerdem konnte ich nun auch das Afrikaans in der Schule und auch meiner Familie einigermaßen verstehen.
Mit meiner Gastfamilie habe ich mich wirklich gut verstanden und sie wollten mir auch wirklich alles von ihrem Land zeigen. Wir haben fast jedes Wochenende etwas unternommen. Einige der Highlights waren auf jeden Fall der Besuch einer „Lion Farm“ in der Nähe, wo ich einen kleinen Babylöwen auf dem Arm nehmen durfte, SunCity, natürlich die Safari im Krüger-Nationalpark, Kimberley( „The Big Hole“) und als ich meine „Gasttante“ in Oudtshoorn für 10 Tage besuchen durfte. Hier war ich Kamel und Straußen reiten, in den Cango Caves und zum ersten Mal am Indischen Ozean ( auch wenn es da ziemlich gestürmt und später auch geregnet hat).
Am besten hat mir jedoch der Familienurlaub in meinen letzten beiden Wochen in Scottburgh, in der Nähe von Durban, gefallen. Dort lagen wir die meiste Zeit eigentlich nur am Strand in der Sonne und waren auch ein paar Mal in Durban, im Ushaka Marine World, shoppen(riesengroße Shopping Mall!!!) und im Kino.
Ja, nach diesem Urlaub, hatte ich noch einen Tag zuhause in Welkom zum Wäsche waschen und Koffer packen und dann hieß es schon wieder zurück nach Deutschland. Meine Zeit in Südafrika ging einfach so schnell vorbei und ich wäre gerne noch länger geblieben. Der Abschied von meiner Familie und meinen neuen Freunden fiel mir echt ziemlich schwer, aber ich werde auf jeden Fall bald wieder zurück kommen. Ich habe immer noch viel Kontakt zu meiner Gastfamilie und vielleicht kommen sie mich ja auch bald hier in Bayern besuchen.”